Welche Muster tragen wir in uns als Eltern? Wie waren wir selbst als Kind, wie nahmen wir unsere eigenen Eltern wahr? Darüber schreibt Mama Caro in ihrem wundervollen und klugen Gastbeitrag:
Schon als kleines Kind antwortete ich auf die Frage „Was willst du einmal werden?“ mit dem Satz: „Ich möchte werden wie meine Mama!“. Diese Aussage beinhaltete für mich, später viele Kinder zu haben und immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit, für sie da zu sein.
Meine Mum hat sich für uns fünf Geschwister regelrecht aufgeopfert, mit Leidenschaft und aus Liebe. Mein Dad war in der konservativen Rollenverteilung der Hauptverdiener und meine Mama war für uns alle zu Hause.
Sie war für mich die Person, die Tränen trocknet, mich nachts bei hohem Fieber versorgt und liebevoll beruhigt hat, sich nach der Schule zwei Stunden lang unsere Erlebnisse beim Mittagessen angehört hat und auch die, dessen stolzes Gesicht ich immer als erstes wahrgenommen habe, wenn ich voller Aufregung bei einer Ballettaufführung auf die Bühne lief.
Es gab bei uns keine Situation, in der ich sie gebraucht hätte und sie nicht da gewesen wäre.
Da ist er. Der Kloß im Hals. Ich weiß, gleich müssen wir beide Kinder ins Bett bringen. Ich sage „wir“, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, denke ich, dass ICH unsere beiden Kinder ins Bett bringe. Wieso?
Mein Mann ist mit mir in Elternzeit für 3 Monate und das ist doch der pure Luxus! Wir können uns die Aufgaben teilen.
Wieso also das mulmige Gefühl im Bauch, gleich in die Situation zu kommen beiden Mädchen nicht gerecht zu werden?
Ich denke über mein Verständnis unserer Elternrolle nach und mir wird bewusst: Ich übertrage mein kindliches Bedürfnis nach meiner Mama auf unsere Kinder.
Vielleicht ist meine Große total glücklich damit von ihrem Papa, mit dem sie gerade eh den ganzen Tag verbringt, während ich im Wochenbett das Baby versorge, in den Schlaf begleitet zu werden. Mein Mann ist der feinfühligste Mensch, den ich mir für unsere Kinder vorstellen könnte. Er spürt genauso im Detail ab, was die Mädchen brauchen und schafft es mit so viel Ruhe und Gelassenheit, Sorgen und Ängste in ihnen zu nehmen. An dieser Stelle sind wir das beste Team. Zu 100%.
Durch dieses Grübeln über meine Bedürfnisse als Kind an meine Mama, ist mir bewusst geworden: Meine Kinder sind nicht Ich.
Ich muss Raum geben und darf Vertrauen schenken. Die voller Liebe und Geborgenheit geprägte Bindung zwischen meiner großen Tochter und ihrem Papa, in Stärke und voller Verantwortung wachsen und strahlen zu lassen.
Durch diese Erkenntnis spüre ich weniger Last auf meinen Schultern und öffne die Augen für das Potential meines Mannes. Ein zweites Baby bringt einen an Grenzen in der Beziehung zum ersten Kind... aber ich bekomme das Gefühl, wir alle wachsen - und das tut gut.