Das dritte Trimester - Endspurt oder: Hilfe, ich sehe meine Füße nicht mehr!

Das dritte Trimester - Endspurt oder: Hilfe, ich sehe meine Füße nicht mehr!

Wow, es wird spannend! Endspurt! Ab der 28. Schwangerschaftswoche bis zur 40. spricht man vom dritten Trimester oder Trimenon, dem letzten Drittel der Schwangerschaft also.   

Jetzt geht es um die ganz wichtigen Fragen: Wie entbinden? Wo? Im Geburtshaus, im Krankenhaus, vielleicht sogar zu Hause?! Das kannst letztlich nur du entscheiden, zusammen mit deinem Bauchgefühl, und den ärztlichen Einschätzungen deiner Frauenärztin und Hebamme. Auch Infoveranstaltungen in den jeweiligen Geburtsstationen helfen, die richtige Entscheidung zu fällen. Vorher rechtzeitig zu den Veranstaltungen anmelden - und danach zur Geburt.

Typisch fürs dritte Trimester:

1. Dir fällt erstmal ein Stein vom Herzen, denn ab jetzt wäre das Baby überlebensfähig, käme es als Frühchen zur Welt. Ab der 36. SSW könnte es sogar bereits alleine atmen. Baby legt nochmal ordentlich zu und wird jetzt immer engmaschiger überwacht. 

2. Das Atmen fällt dir vielleicht schwerer, da alle Organe von der Gebärmutter verdrängt werden - vor allem, wenn du im Hochsommer hochschwanger bist. Dein Baby braucht eben Platz. Und das Faszinierende: Es funktioniert alles irgendwie! Der Uterus ist ein Wahnsinnsorgan, das sich um ein Vielfaches vergrößern kann.  

3. Du verabschiedest dich langsam, aber sicher vom Anblick deiner Füße. Dein Bauch wächst und wächst und ist einfach irgendwann im Weg, wenn du von oben an dir herunter guckst. Da kommt dir eine Pediküre vielleicht gerade Recht, so kurz vor der Geburt. Auch dein bislang graziler, eleganter Gang weicht jetzt wahrscheinlich dem einer watschelnden Ente. Und deinen herausgeploppten Bauchnabel sieht dein Nachbar aus dem Fenster gegenüber, selbst wenn du drei Lagen Klamotten anhast.

4. Im dritten Trimenon klagst du neben Kurzatmigkeit ggf. auch über Sodbrennen, Rückenschmerzen, Schwindel. Außerdem ist alles so aufregend, dass du wieder Schlafprobleme haben kannst. Nicht platt auf dem Rücken liegen, das Gewicht deines Bauches kann auf die Hohlvene drücken. Dann wird dir aber i.d.R. automatisch schlecht und dein Körper ändert die Position.

5. Hast du beim Einschlafen endlich den perfekten Winkel gefunden, musst du auch schon wieder raus, aufs Klo. Überhaupt: Du verbringst gefühlt den ganzen Tag mit Pinkeln. Allein dafür lohnt sich der Mutterschutz sechs Wochen vor der Geburt: Am Ende kommst du eh zu kaum etwas anderem als auf Klo zu rennen.

6. Du wachst morgens auf und hast plötzlich eine dicke und eine dünne Hand? Deine Hände und Füße fühlen sich an wie Gummihandschuhe, die man mit Wasser gefüllt hat? Wassereinlagerungen gehören leider dazu - sind aber kein Must-have. Viel trinken, viel Gymnastik, auch Handgymnastik.

7. Der Nestbautrieb: Gibt es ihn wirklich, oder ist das einfach unsere Torschluss- bzw. Toröffnungs-Panik? Bei mir war es immer so: Je aktiver ich wurde, desto eher war es ein Zeichen dafür, dass das Kind bald kommt. Und diese Aktivität wiederum begünstigte sicher, dass die Wehen dann auch einsetzten. Am Tag meiner Geburten musste ich vorher noch irrationale Dinge erledigen wie spontan noch den Balkon neu bepflanzen und dazu aussschließlich weiße Tausendschönchen besorgen - wo auch immer ich die im Winter habe auftreiben wollen. 

8. Gegen Ende ist es wie mit erwachsenen Kindern: Beide Seiten sind froh, wenn das Kind langsam flügge wird. Statt Nervosität oder gar Angst vor der Geburt sehnen sich viele Mamas um die 40.SSW danach, dass das Kind endlich kommt. 

9. Den Mutterpass solltest du spätestens jetzt immer bei dir tragen wie dein Portemonnaie oder dein Handy, wenn du das Haus verlässt. Die Kliniktasche gepackt zu haben, hilft genauso, wie schon mal die Babybodys und Babyschale fürs Auto bereit zu halten. Sich um die Finanzen und das Elterngeld vorab zu kümmern, hilft enorm. Informiere dich bei Elterngeldberatungen, z.B. über Familienberatungsangebote in deiner Stadt. Sie sind oft sogar kostenlos und kompetent.

10. Wenn du schon Kinder hast, bereite sie gut drauf vor, dass sie bald eine große Schwester oder Bruder sein werden. Oder dass sie keine Angst um Mama haben müssen, wenn die Wehen einsetzen und sie dabei sind. Es gibt dazu z.B. tolle Kinderbücher. Dein Kind kann auch dafür zuständig sein, deinen Bauch einzucremen oder abends eine Spieluhr darauf zu legen. Vielleicht hat es ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Babynamens, bzw. fühlt sich zumindest integriert bei der Entscheidung. Die Geschwister und der Babybauch können schon miteinander spielen, wenn das Bäuchlein rumpelt und eine Babyhand ihnen schon mal ein High Five geben will. Ist das Baby da, kann aber auch das vorbereitetste Geschwisterchen plötzlich Angst bekommen, dass es jetzt doch abgeschrieben ist. Feiert, dass es nun ein großes Geschwister ist, gern auch mit einem kleinen Geschenk oder sogar einer kleinen Party. Ansonsten ist es ratsam, wenn sich am Alltag des großen Geschwisterkinds nicht viel ändert: Es geht weiter in die Kita, es hat weiter seine Routinen und Abläufe. Es hat weiter Kuschelzeiten mit Mama, wenn sicher auch erstmal weniger als davor. Aber es fühlt sich geliebt.

11. Übungswehen, Senkwehen, Geburtswehen: Was ist das jetzt? Dein Körper übt immer mal wieder den Ernstfall, auch bereits durchaus im 2. Trimester. Übe aktiv mit, indem du z.B. bewusst atmest und dich mental vorbereitest. (Tipps dazu gibt es unter den Stichworten Hypnobirthing und Die Friedliche Geburt). Es kann sein, dass du die Senkwehen am Ende gar nicht bemerkst, oder als PMS-Schmerzen oder leichtes Ziehen im Rücken wahrnimmst. Es kann aber auch sein, dass da richtig Remmidemmi im Bauch ist, und du denkst, jetzt geht es los. Kommen die Wellen in Abständen? Wenn ja, in welchen? Mach den Wärmetest, um zu testen, ob es wirklich losgeht: z.B. mit einem Wärmekissen oder in der Badewanne: Tut die die Wärme gut und entlastet sie den Bauch, ist es nur eine Übung. Magst du die Wärme gar nicht und es wird heftiger und regelmäßiger, dann geht es wohlmöglich wirklich los. 

12. Eine Freundin beschrieb die Phase des Endspurts so: Ich habe das Gefühl, auf eine Wand zuzurasen, und ich werde immer schneller, und kann nichts dagegen tun. Dieses Gefühl der Ungewissheit und Nervosität kenne ich nur zu gut. ABER: Die Wand, auf die wir zurasen, ist nicht fest, sondern durchlässig. Wir wissen nur nicht, was dahinter ist. Wir rasen also nicht auf eine Steinmauer zu, sondern auf eine Papierwand. Wir können noch nicht sehen, wie das alles wird mit dem Baby. Aber es wird weitergehen, und wenn wir da durch sind, und das Baby als Baby und wir als Mutter geboren sind, liegt die neue Zukunft vor uns offen und wir sind dankbar, dass wir diese zehn Monate der Schwangerschaft auf uns genommen und geschafft haben.

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